Umweltschutz ist (endlich!) ein Thema, über das ständig diskutiert wird. Mich wurmt dabei, dass meist nur den Privatpersonen und Konsumenten die Verantwortung zugeschoben wird. Politik und Wirtschaft halten sich selbst fein raus und empfehlen höchstens den Kauf eines neuen Autos/Kühlschranks/Fernsehers, weil die zumindest auf dem Papier ein bisschen weniger Energie benötigen als das Vorgängermodell. Dass Fertigung und Transport meist mehr Energie verbrauchen als die Geräte am Ende eingesparen, wird dabei nicht thematisiert. Mülltrennen, Stromsparen und Umweltschutz sind erste Bürgerpflicht geworden, in den Chefetagen und Fabriken zählt aber weiterhin nur die Rendite. So wird das nichts mit dem Weltretten.
Ich habe mich deshalb gefragt, wie ich ganz persönlich weniger Dreck machen kann. Und zwar nicht nur privat, sondern auch bei der Arbeit.
Aus alt mach neu – die nachhaltige Idee des Upcyclings
Die Materialien, mit denen ich arbeite, bestehen fast ausschließlich aus Schrott. Alte Motorradteile oder andere Dinge, die ich vor dem Müll gerettet habe. Das ist doppelt positiv, denn dadurch wird nicht nur weniger Müll produziert, sondern es muss auch weniger recycelt oder neu angefertigt werden. Neuteile verwende ich nur dort, wo es gar nicht anders geht: Stahlprofile, Kleinteile, Glas, Verbrauchsmaterial.
Ressourcenschonend arbeiten
Aber auch bei der Fertigung wird natürlich Energie verbraucht. Ich versuche deshalb im Rahmen meiner Möglichkeiten möglichst wenig Strom zu verbrauchen. Meine Werkstatt wird mit wenigen LEDs beleuchtet, eine Klimaanlage oder Heizung gibt es nicht und wenn ich nicht da bin, ist alles abgeschaltet.
Aber Schweißgerät, Säge und Flex benötigen nun einmal Strom und ohne die geht es bei mir nicht. Privat und im Büro setze ich deshalb komplett auf Ökostrom. Und in der Werkstatt wird in Kürze eine Photovoltaik-Anlage installiert. Solange die Sonne scheint, schweiße und flexe ich dann also komplett CO2-neutral.
Müll lässt sich bei der Arbeit leider auch nicht vermeiden. Deshalb wird er natürlich auch in der Werkstatt brav getrennt und Sondermüll professionell entsorgt – wie sich das gehört.
Umweltfreundlich verpacken und versenden
Und auch beim Verpacken und Versenden will ich noch besser werden. Bislang habe ich kleine Sendungen hauptsächlich in Luftpolsterumschlägen versendet. Eigentlich eine recht umweltfreundliche Lösung, denn es wird nur sehr wenig Papier und Kunststoff dafür benötigt. Aber Hand aufs Herz: Wer macht sich wirklich bei jedem Umschlag die Mühe, den zu zerreißen und getrennt in Papiermüll und gelbem Sack zu entsorgen? In den meisten Fällen landet er fälschlich im Altpapier oder gleich im Restmüll. Ich werde deshalb (sobald meine Restbestände aufgebraucht sind) nur noch in Kartons versenden. Das bedeutet für mich zwar ein bisschen mehr Kosten (die Kartons sind teurer) und Aufwand (sie passen nicht in den Briefkasten, ich muss sie also direkt bei der Post abgeben), aber das ist es mir wert.
Zum Auspolstern verwende ich übrigens auschließlich Papier oder Holzwolle. (Einzige Ausnahme: Wenn ich Sendungen erhalte, die in Luftpolsterfolie verpackt sind, verwende ich diese nach Möglichkeit wieder.)
Kunststoff verwende ich nur in Form des Klebebandes, für das ich leider noch keinen Ersatz finden konnte.
Bei meinen Uhren musste ich lange suchen, bis ich eine nachhaltige Lösung gefunden habe. Um die empfindlichen Zeiger beim Transport zu schützen wird normalerweise Kunststoff oder Styropor verwendet. Das wollte ich aber nicht. Und auch mit Verpackungschips aus Maisstärke werde ich nicht warm. Essen gehört auf den Teller und nicht als Verpackungsmaterial in einen Karton.
Stattdessen nutze ich nun passend zugesägte Holzstücke in Kombination mit einem Gummiband. Das funktioniert tadellos und ist für die Umwelt wesentlich unproblematischer.
Das „Stahlkunst-Mobil“ – gut oder schlecht zur Umwelt?
Im Alltag bewege ich mich meist mit meinem MZ-Lastengespann fort. Das gute Stück ist Baujahr 1968 (also über 50 Jahre alt), besitzt einen Zweitaktmotor mit 250 Kubik und bläst seine Abgase ungefiltert durch den Auspuff. Aus Umweltsicht eine Katastrophe? Ja und nein.
Einerseits: Die ungereinigten Abgase sind voller unverbrannter Kohlenwasserstoffe und damit für Atmosphäre und Menschen viel schädlicher als bei aktuellen Verbrennungsmotoren.
Andererseits: Mit seinem Verbrauch von 6 Litern Benzin im Stadtverkehr ist der Motor trotz seines Alters relativ sparsam. Er erzeugt also deutlich weniger CO2 als ein PKW mit vergleichbarem Stauraum. Dank bleifreien Sprits sind die Abgase auch längst nicht mehr so giftig wie früher. Und Feinstaub, eines der größten Probleme unserer Zeit, kommt mangels Einspritzung gar nicht aus dem Auspuff.
Auch in der Gesamtbilanz schneidet das Motorrad wahrscheinlich nicht so schlecht ab. Denn wenn man den Energie- und Materialaufwand für die Herstellung eines Fahrzeuges berücksichtigt, stehen moderne Autos nicht mehr so gut da. Gut möglich, dass mein Motorrad in 50 Jahren weniger Dreck produziert hat, als heute bei der Fertigung eines Elektroautos anfällt.
Hier zeigt sich: Umweltschutz ist leider nicht immer so einfach. Vieles kann man sich schönrechnen, wenn man nur will. Da nehme ich mich gar nicht aus. Aber da ich mit meinem Motorrad pro Jahr nur im niedrigen, vierstelligen Kilometerbereich unterwegs bin, halte ich es für sinnvoll, es nicht durch ein Neufahrzeug zu ersetzen.
Wie geht es weiter?
Mir ist klar, dass ich mit ein paar Zündkerzen-Flaschenöffnern und Pappkartons nicht die Welt retten werde. Aber vielleicht kann ich meinen ökologischen Fußabdruck damit ein winziges Stück kleiner machen. Und Upcycling kann vielleicht helfen, unser aller Konsumverhalten zu überdenken. Altes wiederzuverwenden und Müll zu vermeiden war nie so aktuell wie heute.
Haben Sie Ideen, wie ich mein Geschäft noch nachhaltiger und umweltfreundlicher gestalten kann? Schreiben Sie mir einfach eine Nachricht!